Auf der Suche nach der passenden MarTech-Lösung stehen Unternehmen vor der Entscheidung, ein fertiges, marktangepasstes Software-Produkt zu kaufen oder selbst ein Tool zu entwickeln. Beide Varianten haben Vor- und Nachteile. Dieser Artikel erklärt, welche wesentlichen Faktoren Entscheider bei ihrer Wahl bedenken sollten.
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Um die Frage zu klären, ob ein MarTech-Tool selbst entwickelt oder in Form einer SaaS-Lösung eingekauft werden soll, sollten Entscheider sich nicht nur auf ein Argument stützen. Es gilt, eine Vielzahl von Kriterien zu beachten. Diese sind:
Eine selbst entwickelte MarTech-Lösung lässt sich genau an die Bedürfnisse des Unternehmens anpassen. Statt von der Vielzahl der Features, von denen die Hälfte vielleicht gar nicht benutzt wird, erschlagen zu sein – wie es bei SaaS-Lösungen der Fall sein kann –, lässt sich der Funktionsumfang auf den tatsächlichen Bedarf begrenzen. Problematisch wird es , wenn später neue Funktionen benötigt werden. Diese müssen zusätzlich entwickelt werden.
Eine Buy-Lösung bietet hier den Vorteil, bereits von vornherein über einen Funktionsumfang zu verfügen, der auf den Bedürfnissen und Erwartungen des Marktes beruht. Sinnvoll kann es sein, eine modular aufgebaute SaaS-Lösung zu erwerben, bei der die Funktionen in dem Umfang bereitgestellt werden, wie sie vom jeweiligen Unternehmen gebraucht werden.
In diesem Zusammenhang kann es sinnvoll sein, sich bei der Frage „Build oder Buy?“ im Vorfeld folgende Fragen zu stellen:
Lässt sich eine auf dem Markt verfügbare Software an die eigenen Bedarfe anpassen, ist es hinsichtlich der Komplexität und der Kosten sinnvoller, die Buy-Lösung vorzuziehen – wobei Unternehmen bedenken sollten, dass für Anpassungen in der Regel die Dienste des Anbieters benötigt werden. Dies sollten sie bei der Kostenplanung berücksichtigen.
Im Umkehrschluss kann die Selbstentwicklung sinnvoll sein, wenn sich bestehende Lösungen nicht ausreichend anpassen lassen. Zu beachten ist aber: Auch wenn eine SaaS-Lösung nicht exakt den Workflow abbildet, den das Unternehmen benötigt, lohnt sich oft der Erwerb. In der Regel reichen die Funktionen der Software aus, um 80 Prozent der Bedarfe abzudecken, was bereits einem erheblichen Effizienzgewinn entspricht.
Build-Lösungen zeichnen sich in erster Linie dadurch aus, dass Unternehmen unabhängig von der Preispolitik, den Entwicklungszyklen oder dem Support des Anbieters sind.
Das bedeutet aber auch, dass Firmen mit jedem möglicherweise auftretenden Problem allein dastehen und nicht auf den Support eines erfahrenen Software-Anbieters zurückgreifen können. Außerdem begeben sie sich in eine andere Abhängigkeit: die vom/von der eingestellten EntwicklerIn. Verlässt der Kopf hinter dem MarTech-Tool das Unternehmen, sind sein Nachfolger und das verbliebene Team auf eine saubere Dokumentation angewiesen.
Bei der Build-Lösung müssen Unternehmen mit mehreren Unbekannten kalkulieren: Für die Entwicklung des Tools gilt es, Arbeitsstunden und später noch Kosten für die Wartung und die Weiterentwicklung einzuplanen. Der erste Schritt wäre der Aufbau eines Entwickler-Teams.
Doch EntwicklerInnen sind aktuell kaum verfügbar und müssten zudem attraktiv entlohnt werden. Stehen genügend finanzielle Ressourcen zur Verfügung und gilt das Unternehmen in der Branche als attraktiv, kann es Sinn ergeben, Software selbst zu schreiben. Ist das Budget aber begrenzt, spricht mehr für den Erwerb der SaaS-Lösung.
Der Frage, ab welchem Zeitpunkt sich ein Tool nutzen lässt, kommt eine hohe Bedeutung zu. Besteht kein Zeitdruck, kann es sinnvoll sein, die Lösung inhouse zu entwickeln. Die Entwicklung kann sich aber über einen langen Zeitraum hinziehen; am Ende steht aber ein durchdachtes Produkt, das im Idealfall einer umfassenden Qualitätsanalyse unterzogen wurde.
Geht es um eine kurz- bis mittelfristige Lösung, ist die Buy-Variante im Vorteil. Viele MarTech-Lösungen sind sofort nutzbar. Qualitätsanalyse und Upgrades werden vom jeweiligen Anbieter vorgenommen.
Unternehmen sollten sich die Frage stellen, inwieweit das Tool als Wettbewerbsvorteil genutzt werden kann. Ein Beispiel: Für ein Unternehmen, das darauf angewiesen ist, dass es frühzeitig via Chatbots mit Kunden Kontakt aufnimmt, ist ein entsprechendes Chatbot-Tool von entscheidender Bedeutung. Hier kann es sinnvoll sein, eine Software selbst zu bauen und auf das Unternehmen zuzuschneiden – auch vor dem Hintergrund, dass sich das Tool gegebenenfalls weiterveräußern lässt. Es bleibt aber zu bedenken, dass die Entwicklung der Software Jahre dauern kann.
Spielt die Software hinsichtlich des Wettbewerbs lediglich einen untergeordneten Wert, empfiehlt sich meistens der Erwerb einer Lösung.
Wenn Sie diese Fragen mit „ja“ beantworten, kann es für Sie sinnvoll sein, die Software-Lösung selbst zu erstellen
Lautet bei diesen Fragen ihre Antwort „ja“, ist die Kauf-Variante die bessere Lösung.
Eine allgemeingültige Antwort auf die Frage „Build or Buy?“ kann es nicht geben, da die Bedarfe und Voraussetzungen der einzelnen Unternehmen unterschiedlich ausfallen. Für die meisten wird die Kaufvariante die geeignetere sein, da in der Regel die Ressourcen begrenzt sind. Unternehmen, die es sich in zeitlicher und finanzieller Hinsicht leisten können, die Software langfristig für eigene Bedarfe zu entwickeln, dürften eher zur Build-Variante tendieren.